1.Teil Gründerjahre
Gründerjahre 1848 – 1886 (aus der Chronik der Baptistengemeine Templin 1998)
Die Geschichte der Baptistengemeinde Templin begann im Herzen eines jungen Mannes. Er wohnte und arbeitete in Berlin, war aber in Templin geboren. Dieser junge Mann, Carl August Kemnitz, wurde, obwohl er eigentlich recht gottesfürchtig lebte, von einer großen Unruhe um sein Seelenheil erfasst. Bei dieser Suche nach innerer Ruhe erhielt er von einem Arbeitskollegen den Hinweis auf eine „ fromme Gesellschaft“, die sich in Berlin in der Blumenstrasse versammle. So fand Kemnitz zur Baptistengemeinde in Berlin. Er kam dort zum Glauben an Jesus Christus und ließ sich von Gottfried Wilhelm Lehmann, dem Ältesten der Gemeinde, am 21. Juni 1844 taufen.
Im Dezember dieses Jahres planten zwei Brüder der Berliner Gemeinde, Schiebeck und Aurin, eine Reise nach Stralsund. Da ihre Reiseroute über Templin gehen sollte, bat Kemnitz sie, um einen Besuch bei seinen Eltern. Außerdem sollten sie zu einem gottesfürchtigen Mann namens Carl Friedrich Zahl gehen. Die beiden wurden von dem Ackerbürger Zahl freundlich aufgenommen und blieben einige Tage in Templin. Begeistert schrieben sie an Kemnitz, er solle nun selbst nach Templin gehen, „ um den von ihnen ausgestreuten Samen zu begießen.“
Da er selbst verhindert war, bat er seinen Freund Steinberg, der auch aus Templin stammte, diesen Dienst zu tun. Steinberg ging danach zurück nach Berlin. Bald danach kam Zahl mit noch zwei Templinern nach Berlin und bat um Taufe und Aufnahme in die Gemeinde. Am 31. Mai 1845 wurden sie von Lehmann in Berlin getauft. An diesem Tag wurde der Grundstein für die spätere Gemeinde gelegt. Die Taufe wurde in der kleinen Stadt Templin schnell bekannt und rief einige Unruhe hervor. Der Pfarrer der Landeskirche wollte die getauften umstimmen, von den Einwohnern gab es Spott zu hören. Um den angefochtenen bei zustehen, kam Kemnitz selbst nach Templin. Schon am ersten Tag wurde ihm das Abhalten von Versammlungen verboten, bei Zuwiderhandlungen eine Geldstrafe von fünf Talern oder 8 Tagen Gefängnis. Das schreckte Kemnitz nicht ab. Templin war jetzt eine Station von Berlin. Im August 1845 besuchte Lehmann und Schiebeck die kleine Gruppe Als sie abends spät ankamen, wollten sie kein Aufsehen erregen und kamen den Weg durch das Wassertor in die Stadt. Sie gingen entlang der Stadtmauer bis zu Zahls Haus. Noch in der Nacht fand eine Versammlung statt, zu der viele Interessierte kamen. Zahls zweite Tochter Charlotte kam zum Glauben, ließ sich in Berlin taufen und wurde später die Frau von Kemnitz.
Nachdem Lehmann einen Besuch abgestattet hatte, fand er, dass jemand nun ständig für den missionarischen Dienst und die Seelsorge vor Ort sein sollte. Kemnitz, erst 24 jährig, lehnte ab, er sei zu jung und der Arbeit nach einem Jahr Mitgliedschaft nicht gewachsen. Lehmann meinte aber, dass er in Templin der richtige Mann sei und so machte er sich nach langer Überlegung doch auf den Weg. Er ging sehr langsam, was sonst eine Tagereise war, schaffte er nur in acht Tagen und als er angekommen ging er noch mal einen ganzen Tag um die Stadt herum, ehe er sie betrat. Am 13. 9. 1845 begann er seinen Dienst. Ein Jahr später, nun mit 15 Mitgliedern, wurde er von Lehmann ordiniert und durfte das Abendmahl austeilen. Die erste Gläubigentaufe fand in Templin fand am 30. Juni 1847 durch Lehmann statt, am 7. Mai 1848 ebenfalls von Lehmann. Es waren nun schon 32 Mitglieder. Man wünschte sich nun, dass Templin eine selbständige Gemeinde würde und so stellte man in der Berliner Muttergemeinde einen Antrag, dem auch zugestimmt wurde.
Am 11. Juni 1848 verlas Kemnitz in der Gemeindeversammlung den Brief von Lehmann, in dem die Selbständigkeit der Templiner Gemeinde gebilligt wurde. Kemnitz wurde zum Hirten und Ältesten der Gemeinde mit allen Rechtern und Pflichten berufen. Eine Woche danach führte er seine erste Taufe durch. Die folgenden Taufen fanden in den Seen um Templin statt ( z.B. Röddelinsee, Ratsteich Templin, Gleuensee).